" Dunkel "  

"Wieder so eine Nacht. Es muß Nacht sein ,denn es ist Dunkel. Ich kann nichts sehen ,oder doch? Da war etwas ,etwas ganz deutlich... nein doch nicht. Ja! Die Augen zu ,dann kann ich nichts sehen und es ist alles in Ordnung. Alles ist ruhig. Was war das? Nein nichts ist ruhig. Es ist alles noch lauter ,wenn ich die Augen zu habe. Komm ,überlege ,wo kam das her? Es beobachtet mich ,oder kam es aus der Stube? Nein ,aus der Küche. Oder? Oh! Mein linkes Bein ist nicht zugedeckt. Schnell unter die Decke damit ,bevor es mich berührt. Nicht einfach nur berührt ,Es kommt ,mit seiner tierähnlichen Klaue ,langsam n„her bis es leicht knistert und ich die ersten Fellhaare spüre. Und dann spüre ich seine Kälte. Die Kälte ,die sich unter meine Decke schleicht. Aber jetzt habe ich mich völlig zugedeckt. Du bekommst mich nicht. Meine Augen und mein Mund sind fest verschlossen. Du kannst mir nichts anhaben. Und das ist gut. Jetzt kann ich schlafen. Ja! Schlafen ,das ist gut......

 

Mist! Ich muß mal. Die Decke beiseite legen ,aufstehen ,durch die Küche gehen ,links in den Flur und dann auf Toilette. Alles im Dunkeln? Es ist Nacht und ich sehe nichts. Wie spät ist es? Ich werde warten. Vielleicht steht Mama auf und macht das Frühstück. Und wenn sie das Licht anmacht ,dann kann ich auf Toilette.

Wenn Mama da ist ,kann ich raus ,dann ist Es nicht da und bei Licht sehe ich Es nicht. Ich muß Licht machen. Wo ist der Lichtschalter? An der Tür ,fünf schritte von meinem Bett  entfernt. Um auf den Lichtschalter zu Drücken ,muß ich die Decke beiseite legen ,die Füße auf den Boden stellen... Halt! Sobald ich meine Füße nach unten bewege ,packt es mich ,weil Es sich bestimmt unter dem Bett versteckt hat. Ich muß mich zusammenreißen  ,aber was ist wenn ich am Lichtschalter bin und das Licht geht nicht an. Es ist dann wieder so ,wie es öfter mal passiert. Wie neulich als ich gerade in der Küche war. Draußen war es schon dunkel und es regnete und stürmte. Die welken Blätter wirbelten durch die Luft und ab und zu blieb eines am Fenster kleben. Ein leichtes Rauschen und Pfeifen war um das ganze Haus herum zu hören. Aus dem Wohnzimmer konnte man den Fernseher hören ,es liefen gerade die Nachrichten und danach Würde Tatort kommen. Zeit ins Bett zu gehen. Plötzlich war das Licht aus und den Fernseher hörte ich nicht mehr Panik! Was nun? Wer hat das Licht ausgemacht? Was hat das Licht gelöscht? Es hat gespielt ,nein Es spielt. Mit mir?    Da kam auch schon meine Mutter ,welch ein Glück und als mein Vater an uns vorbei ging ,schimpfte er noch etwas von "das Scheiß Haus!" und "Diese Scheiß Sicherungen!". Ja! Es spielt wieder mit mir ,aber ich bin schlauer. Verdammt! ich muß mal. Es tut weh. Da! die Uhr im Wohnzimmer schlägt. Zwei....., drei....., vier....... Wie oft hat sie geschlagen? Ich hab’s verpaßt ,aber sie schlägt jede Stunde. Ich muß aufpassen ,dann weis ich wie spät es ist und wie lange ich noch warten muß. Ich kann nicht mehr warten ,ich muß auf Toilette".

 

Er öffnete die Augen und sah ,daß es draußen dämmerte. Am Spalt unter der Tür ,sah er das Licht in der Küche. Wie von einer Tarantel gestochen ,sprang er auf und riß seine Zimmertür auf. Im Vorbeilaufen ,sah er das verschlafene und erstaunte Gesicht seiner Mutter. Mit verklebten Augen entleerte er seine Blase und wischte sich mit der rechten Hand den angesammelten Schweiß von der Stirn. Er sprach ein "puh!" aus. Als er fertig war ,fröstelte es ihn leicht vom erkalteten Schweiß ,der an seinem ganzem Körper klebte.

 


 

"Marmeladenbrot ist das größte ,besonders wenn Mama es gemacht hat und sie hat es gemacht. Am besten ist es wenn Mama es gerade frisch gemacht hat. In der Schule schmeckt es nicht mehr ,da ist es immer so trocken. Wenn das Graubrot frisch ist ,dann knarscht es immer so schön zwischen den Zähnen. und die Margarine ist immer schön fest ,weil sie noch kühl ist. Mama holt immer die richtige Margarine." "Du mußt jetzt los ,hast du auch alles dabei?" "Ja ,Mama. " "Laß die Jacke zu ,tschüs!". Er ging die Treppe nicht einfach hoch ,sondern kletterte von außen am Geländer ,es war grün angestrichen ,um dann hindurch zu schlüpfen. Sie wohnten in einer Kellerwohnung ,"Souterrain!" wie die Leute zu sagen pflegten. Gegenüber der Haustür war ein Durchgang ,unter der Treppe ,welche zu den "richtigen" Wohnungen führte. Dahinter befand sich eine Art Terrasse (auch im Souterrain) und davor ,zur Straße hin ,befand sich ein Beet mit ständig wechselnden Gestrüpp. Links ,von der Wohnungstür ,befand sich eine kleine Nische in der gerade ein Mülleimer paßte ,dann die Treppe (fünf Stufen) ,noch eine Nische und am Ende der besagte Durchgang. Rechts ,von der Wohnungstür ,befand sich noch eine Tür zum Kellergang ,welcher sich auf der selben Höhe wie die Wohnung befand. Zwischen Bürgersteig und der fünfstufigen Treppe ,befand sich noch ein ca. zwei mal zwei Meter großer Platz. Er war abgegrenzt mit einem Grünen Metallgeländer ,welches in einer Schienbein hohen Mauer steckte. Das Geländer ging ihm bis zu den Augen und war in gleicher Form um das Beet herum. Der Weg zu der Treppe ,wo die "richtigen" Wohnungen sind ,trennte das Beet von dem Platz. Das Haus stand an einer Ecke ,an der sich eine Hauptstraße mit einer kleineren kreuzte. Die Hauptstraße verlief ,jedenfalls ihres Namens nach ,von einer Brücke ,welche sich schräg links vor dem Haus befand ,am Haus vorbei ,bis in den hiesigen Stadtpark. An der kleineren Straße verlief ein Kanal ,welcher sich hinter der Brücke verzweigte. Das Haus war in einem bleichen gelb gehalten und hatte drei Stockwerke. Das erste und zweite Stockwerk wiesen ,zur Kanalseite hin ,je zwei ,in das Gebäude hinein gebaute ,Balkone auf. Das war auch der Grund ,weswegen die (billige) Kellerwohnung ,eine Terrasse in der Größe von zwei Balkonen hatte. Davor ,im Eck um das Haus herum ,bis zu dem Platz ,befand sich ein Rasenstreifen von ca. drei Metern breite. Dieses war ,zur Straße hin ,umschlossen von einer dicht bewachsenen Hecke ,welche sein Vater immer auf zwei Metern Höhe hielt. Es kam dadurch zwar kaum Licht in die Wohnung ,aber so waren sie wenigstens vor den neugierigen Blicken der Passanten geschützt. Es hatte allerdings auch den Nachteil ,daß manchmal ein Eisstiel ,ein Flachmann ,oder eine leere Kola Dose in der Hecke verschwand ,oder gar ,im hohen Bogen ,über die Hecke flog und auf dem Rasen landete.

 

Er bog rechts ab und ging die Hauptstraße entlang. Locker schwang er sich über den Mauervorsprung vor dem Schreibwarengeschäft ,welches sich direkt neben seinem Haus befand ,Überweg und schaute in das Schaufenster. Er schaute ,ob sich etwas verändert hatte ,ob etwas da war was er besitzen wollte. Etwas was er nehmen Würde ,wenn seine Hand durch die Scheibe gehen Würde ,als wäre sie nicht da. Doch er stellte sich vor ,daß er die Gegenstände so oder so nicht herausnehmen könnte ,weil sie doch von der Scheibe gehalten werden ,also ließ er die Gegenstände fallen und ging weiter.

Es war wieder einer der Tage ,an dem ihn nichts störte. Er genoß es beinahe wie ein Erwachsener. Die Sonne blendete ihn noch in den Augen und es lagen viele Blätter auf dem Gehsteig. Leichter Tau lag in der Luft und es roch nach frischer Erde. Er erreichte das Süßwarengeschäft. Klatsch! und schon lagen seine Hände und seine Nase an der Scheibe. Er ging ganz dicht heran ,um seine Lieblings Süssigkeiten zu sehen ,welche sich hinten im Laden befanden (Erdnusswürmer). Eigentlich waren alle Süssigkeiten seine Liebsten ,aber vorne in der Auslage waren nur Kekse und Ähnliches ,die mochte er nicht so gerne. Er griff in seine Hosentasche und holte paar Pfennige ,5 Einpfennig Stücke und 2 Zehnpfennig Stücke ,hervor. Er steckte das Geld in den Briefschlitz der Eingangstür vom Geschäft. Vorfreude kam in ihm auf ,denn jedesmal wenn er das machte bekam er ,auf dem Rückweg von der Schule ,Süssigkeiten "Geschenkt". Der Laden gehörte einem netten Ehepaar ,welches ihn immer "Heimück" nannte. Er wußte ,daß er nicht so hieß ,aber er mochte Süßigkeiten sehr gerne ,mehr noch als Marmeladenbrot.

 


 

Auf seinem Schulweg ,entlang der Hauptstraße ,bog eine kleine Seitenstraße nach rechts ab. Auf diese Stelle freute er sich ,zu dieser Jahreszeit ,besonders ,denn dort stand ein "Eßkastanienbaum" (Maronen). Es lagen immer viele dort ,denn die Leute ,in dieser Gegend ,waren sich zu fein dazu sie aufzusammeln. Sie kauften sie lieber beim Feinkostgeschäft (Cuzenga oder so ähnlich) gegenüber ,für teures Geld. Und außerdem waren sie so froh noch nicht wach ,Sodas er mindestens die Ausbeute vom Nachtsturm hatte. Das war auch etwas daß ihm besonders gefiel. Er war alleine und draußen. Draußen war es immer hell ,außer vielleicht ,wenn er mit seinen Eltern die Laterne trug. Und hier war Es nicht ,außer vielleicht in einem dunklen Gebüsch. Hier war Er der Herrscher ,der Herrscher über seinen Schulweg ,seiner Brücke und seinem Park. Der Park "sein" Park befand sich schräg gegenüber von seinem Zuhause. Er brauchte nur über die Straße und auf der Brücke über den Kanal zu gehen und schon war er in "seinem" Park. Er war zwar ein kleiner Junge ,aber er hatte seinen Park ,denn sie hatten ihn nach ihm benannt. Der Park hieß ,aus dem Stadtplan ,zwar anders (irgend etwas mit Brücke) ,aber das war ihm egal. Weiter ,entlang der Hauptstraße ,hielt er ,oftmals an einer kleinen Brücke. Dort schmiß er die Schale von einer "Eßkastanie" ins Wasser und beobachtete kauend ,wie sie untertauchte. Mit dem letzten Stück der ,rohen und pelzig schmeckenden ,Kastanie spielte er im Mund herum ,wobei seine Zunge der Dompteur war. Er freute sich schon darauf die Kastanien zu Kochen ,denn dann schmeckten sie besser als Süßigkeiten und Marmeladenbrot. Fast jeden Morgen versuchte er das Bild auf der Mauer des Altersheimes ,es war eine aus Metall geformte Skulptur ,zu interpretieren. Für ihn sah es aus ,wie ein Mann ,der unter einem Pferd hockte. Nachdem er es eine weile betrachtet hatte ,sprang er auf die Mauer des Altersheimes ,welche ihm bis zur Brust ging. Auf dieser rannte er ,wie so oft ,bis er bei der Ampel war und wartete dort auf grün. Er hopste dann herunter und watschelte gemütlich über die Querstraße.

 

Ein längeres Stück weiter ,ging er ,fast immer ,in eine Konditorei. Dort gab es Milchbrötchen. Die anderen Kinder kauften sich immer Negerkussbrötchen (Ein Brötchen halbieren ,Negerkuss dazwischen und Patsch mit der Hand darauf!). Er mochte lieber Milchbrötchen ,aber sie mußten hell sein ,denn wenn sie zu dunkel waren dann schmeckten sie bitter. Auf dem Nachhauseweg kaufte er meisten "Kuchenreste" ,es waren die unverkäuflichen Ränder ,welche beim Backen entstanden. Aber wenn ER danach fragte ,ging die nette Konditorin nach Hinten und schnitt ihm heimlich ein "normales" Stück Kuchen ,für 0,80 DM ,in Streifen und zwar so ,daß er es nicht merkte und vor allem nicht ihr Mann. Er wußte aber daß sie ihm den Kuchen zerschnitt ,denn wenn ihr Mann ihm die Tüte reichte ,dann waren wirklich Ränder drinnen. Sie war eine zierliche ,unscheinbare Person ,die einem ,wie eine Milchrandfotografie ,sonnenerfüllt anstrahlte. Sie lächelte unentwegt ,zu mindestens wenn er in der Nähe war und sie hatte ihr Haar zu einem Dudd nach oben gesteckt. Dies und die Falten ,welche sich bildeten wenn sie mehr als nur lächelte ,verrieten daß sie Älter war ,als man zunächst annehmen Würde. Er mochte sie gern ,nicht weil sie ihm den Kuchen gab ,sondern weil sie immer lächelte ,wenn er kam und sie fragte ihn auch immer ,wie es ihm ginge und was in der Schule gerade dran war. Das begeisterte ihn ,denn die anderen Erwachsenen sagten immer "Sei ruhig ,wenn sich Erwachsene unterhalten!" und so was wie "Geh spielen!" und viele beachteten ihn auch gar nicht. Nur die Leute vom Schreibwarengeschäft ,vom Blumenladen ,vom Süssigkeitengeschäft und der Mann vom Zigarrenladen. (eigentlich doch ne`ganze Menge). In der Grundschule war noch alles in Ordnung. Dort hatte er Freunde mit den er spielen konnte und hatte eine Eins mit Sternchen ,im Sport (Toll!). Nach der Grundschule kam er zu einer Kur (Verschickung) und danach ,verspätet ,in die fünfte Klasse. Da war dann gar nichts mehr in Ordnung. Da waren so viele Kinder ,die ihn hänselten und Lehrer ,welche mit der Situation nicht mehr zurecht kamen und oftmals wütend losbrüllten. Nur in den Pausen fühlte er sich wohl. Besonders wenn es regnete ,dann brauchte er sich nicht zu verkrümeln ,um alleine zu sein. Er war gerne alleine. Da konnte er träumen. Träumen davon ,daß er allein auf der Welt war ,daß er der Herrscher über Raum und Zeit sei. Ein Fingerschnipp Würde genügen und..... In seinen Träumen war er stark und mächtig und Es konnte ihm nichts anhaben ,denn er war stärker. Mit seinen Träumen konnte er leben und deshalb hörte er niemals auf zu träumen. Seine Träume wurden lediglich Materieller aber keineswegs realer.

 


 

"Das war es für heute in der Schule. Jetzt bloß weg hier ,bevor sie mich erwischen. Besonders er nicht ,dieser Scheißkerl mit seinem schmalen fiesen Gesicht.". Er hieß Rene` Zeller ,aber alle nannten ihn nur "Zeller" und das untermalte seine Autorität irgendwie. Er genoß es der Fiese zu sein. " Ich muß weg ,sonst bekommt er mich. Ich werde dann wieder hysterisch und fange an zu weinen ,als Junge weinen. Alle werden mich auslachen. Statt zu reden Würde ich dann jaulen und stottern bis ich keinen Laut mehr herausbekäme und dann Würde ich mit Gegenständen um mich werfen. Heute waren es Stühle ,im Klassenraum. Einige ,besonders die Mädchen ,haben sich erschrocken ,denn die Stühle flogen quer durch das Klassenzimmer ,aber ich bin wieder raus gerannt. Nachdem ich mich beruhigt hatte ,hatten sie die Stühle wieder hingestellt ,nur meiner lag noch in der Ecke. Beim Hinsetzen fragte der Lehrer noch "Was ist los?" ,aber alle starrten mich an und Zeller machte eine bedrohliche Faust und da habe ich wieder nichts gesagt. Der Lehrer schüttelte nur verständnislos den Kopf und fing an zu Sabbeln. Mist! Da steht er wieder und die anderen dabei. Ich könnte jetzt schon heulen ,nein! Worauf warten sie denn? Vielleicht ,wenn ich langsamer ginge ,hauen sie ab. Nein! Sie haben mich schon gesehen. Was mach ich denn jetzt bloß? Da kommt unser Lehrer ,das ist gut. Wenn ich vor dem Auto vorweg gehe ,dann trauen sie sich nicht mir etwas zu tun. Und über die Straße sind sie mir noch nie gefolgt.". Da viele Kinder ,der höheren Klassen ,es als eine Mutprobe ansahen ,ihre Lehrer daran zu hindern ihren Feierabend anzutreten ,fiel er nicht weiter auf und sein Plan klappte. Aber Zeller rief noch "Ich bekomme dich morgen! " und alle lachten. So war es oft.

 

"Keiner Zuhause?" Das machte ihm nichts aus ,denn er hatte so seinen Trick ,trotzdem hineinzukommen. Es waren alte Fenster in der Wohnung. Wenn er am Küchenoberlicht ,es ging auch seitlich auf ,am Rahmen klopfte ,fiel der lockere Hebel so ,daß er es öffnen konnte. War dies geschafft ,hangelte er sich mit dem Oberkörper ,hindurch und öffnete das eigentliche Fenster. Und schon konnte er hinein. Er stellte sich auf das Fensterbrett und streckte die Arme nach hinten. "Auf die Plätze!" Er ging in die hocke und holte ,mit den Armen ,Schwung. "Fertig!" Er verharrte. "Loooos!" Und wie ein Frosch landete er ,einen Meter tiefer ,in der Küche und stützte sich mit den Händen ab. Er war zwar jetzt alleine in der Wohnung ,aber es war hell und auch nicht die Zeit ,an der er an Es dachte. Sofort machte er sich daran die Eßkastanien zu Kochen. Dazu schnitt er ,mit einem Kartoffelschälmesser ,an der flachen Seite ein Kreuz hinein und  schmiß sie nacheinander in einen Topf mit Wasser. Das konnte er ,denn er schaute seiner Mutter regelmäßig beim Kochen zu. Dabei fiel auch immer etwas für ihn ab. Mal eine Karotte ,mal ein fleischiger Knochen ,den er sich zu genüge führen durfte. Die Kastanien waren fertig. Er schreckte sie ab und packte sie in einen Frühstücksbeutel. Der Beutel war durchsichtig und beschlug sofort ,von den heißen Kastanien. Jetzt war eile angesagt ,denn heiß und in seinem Baum schmeckte sie am besten. Er lief raus und schräge über die Brücke ,der Verkehr war nicht so doll ,zum Park ,direkt auf seinen Baum zu. In null Komma nichts war er in der ,drei Meter hohen ,Baumkrone und fing an ,genüßlich ,die Kastanien zu verspeisen ,während er die Geschehnisse ,in seinem Park ,beobachtete. Jetzt fühlte er sich wohl. Er war jetzt der Herrscher über Raum und Zeit und über seinen Park. Er hielt zwei Finger zu einen Peace Zeichen ,ca. zwanzig Zentimeter ,vor seinem linken Auge und kesselte damit einen Passanten ,welcher ahnungslos durch den Park stolzierte ,ein und schnitt ihn ,mit seiner imaginären Schere ,in der Mitte durch. Neben ihm ,in einer anderen Baumkrone ,saß jetzt eine Gestalt ,die mit ihren affenartigen Armen Äste ran zog und Blätter aß. Sie war stumm und ruhig ,aber sie beobachtete ihn. Sie war braun und glatt und warf ,durch seine Muskeln ,schwarze lange Schatten auf die eigene Haut. Hin und wieder flackerte sie ,wie eine Holographie in einem Sience Fiction Film. Und obwohl der Park an der Hauptstraße lag ,waren nur Dschungelähnliche Laute zu hören. Nach einiger Zeit ,kletterte die Gestalt hinab und verschwand im Dschungeldickicht. Er schmeckte plötzlich wieder die Kastanie in seinem Mund. Sie war kalt und lag zerbröselt in seinem offenen Mund. Er kaute weiter und starrte Ausdruckslos in seinen Park hinein bis er wieder die Autos ,von der Hauptstraße ,hören konnte. Er schaute hinunter ,aber das Dickicht war verschwunden. Er hatte die Tüte geleert und schwang sich ,perfekt wie ein Affe ,hinunter. Durch einen Blick auf den Boden ,vergewisserte er sich noch mal ,daß er das übrige Laub unter den Füßen hatte. Er schaute auf den Stamm des Neben Baumes und sah ,daneben ,abgerissene Äste ohne Blätter liegen. Er dachte nicht weiter nach und ging.

 


 

Seine Mutter war jetzt da. "Hast du Hunger?" "Ja!" "Pudding?" "Oh ja!". Er setzte sich auf die Küchenbank und schaute seiner Mutter zu ,wie sie Vanillepudding kochte. Sie kochte ihn immer genau richtig. Er mochte ihn am liebsten heiß. Er bekam immer einen tiefen Teller voll und er aß gleich ,damit sich keine Haut bildete.

 

"Wach! Wer hat das licht ausgemacht? Als ich eingeschlafen bin ,war das Licht noch an. Vielleicht hat Es das Licht gelöscht ,oder gar die Sicherung herrausgedreht. Und jetzt wartet Es auf mich in der Küche. Es wartet darauf ,daß ich auf Toilette gehe und dann ist alles aus. Ich habe eine Idee. Ich lasse die Augen zu ,dann kann ich Es nicht sehen. Den Weg kenne ich ja ,da brauche ich keine Augen für.". Er stand ,mit zu gekniffenen Augen ,auf und ging zur Tür. Nachdem er die Tür geöffnet hatte hörte er das Brummen des Kühlschrankes. Er öffnete die Augen und schaute nach links ,um aus dem Fenster zu gucken. Dort brannten immer die Straßenlaternen und das Licht ,welches er sah ,tröstete ihn über seine Angst hinweg. Sein Blick viel auf die Einbauküche ,die hatte sein Vater gebaut. Sie war einfach ,aber geräumig und zweckdienlich. Vor allem aber billig ,denn das meiste Material kam aus der Firma. Direkt an seiner Tür befand sich eine Art Tresen ,der als Arbeitsfläche diente. Zur Fensterseite war er offen gehalten. Da sah er Es. Es kam hinter dem Tresen hervor ,wie eine Kasperlepuppe im Theater. Es gab keinen Laut von sich und starrte ihn an. Er sah wie Es grinste und ihn mit leeren Augen ansah. Es war dunkelbraun und wies die selben schwarzen Schatten ,wie die Gestalt im Park ,auf. Da war Es nun. nicht mal einen Meter von ihm entfernt. Er mußte sich etwas einfallen lassen. Etwas ,daß Es aufhört ihn an zu starren ,ihn festzuhalten ,ihn zu holen. Es holte ihn ,ja so mußte es sein. Er bemerkte plötzlich ,wie Es ganz nahe vor ihm war. Er sah die Glubschaugen ,welche in den ,viel zu großen ,Augenhöhlen schwebten und rollten. Dann schrie er. Zu mindestens glaubte er zu schreien ,so stark er nur konnte und Es brüllte zurück. Es hörte sich an wie Löwengebrüll ,aber nicht von einem Löwen ,sondern von vielen ,sehr vielen. Er schrie bis er die Besinnung verlor. Am nächsten Morgen Würde er sich erstmal nicht daran erinnern ,aber die Erinnerung kam immer wieder ,immer stärker ,immer mehr.

Völlig naßgeschwitzt wachte er auf. Er hüpfte aus dem Bett und fing an zu frieren. Er nahm sich seine Bettdecke und legte sie ,mit der inneren (nassen) Seite nach außen ,wie ein Mantel um. Die Prozedur kannte er schon ,aber früher hatte er ins Bett gepinkelt und war auch davon noch naß. Er war jetzt kein Bettnässer mehr ,denn nach der Grundschule (eins mit Sternchen) hatten sie ihn "Verschickt". Er war ,weit weg von Zuhause ,mit anderen Kindern in einem großen Haus untergebracht. Dort hatten alle so ihre Probleme und Sie (die Erzieher) gewöhnten einen das ab ,weswegen man da war. Das was die Erwachsenen ,an ihren Kindern ,nicht mochten. Mehrmals in der Nacht kamen Sie ,bzw. immer einer von ihnen und schoben ihre Hand unter seine Bettdecke. Und wenn die Hand naß wurde ,mußte er Aufstehen und sich ,schlaftrunken ,eine Moralpredicht anhören ,während sein Bett neu bezogen wurde. Bevor er wieder ins Bett konnte mußte er dann immer noch mal auf Klo und versuchen zu pinkeln. Irgendwie störte ihn das und er begann damit auf Toilette zu gehen. Hier war es ja auch kein Problem ,denn hier war immer irgendwo Licht. Nach der Verschickung war er zwar kein Bettnässer mehr ,aber der Rest wurde schlimmer. Er kam verspätet in die fünfte Klasse und seine Schulkameraden neideten ihm ,daß er noch "Ferien" hatte ,während sie schon Arbeiten geschrieben hatten. Es waren zwar viele aus seiner alten Grundschulklasse dabei ,aber gerade die waren neidisch und brachten den Stein ins rollen. Und so war er von Anfang an der Außenseiter.

 


 

Heute brauchte er nicht zur Schule. Der Duft von frisch gekochtem Kaffee stieg ihm in die Nase. Er trank zwar noch kein Kaffee ,aber er mochte den Geruch. Er kuschelte sich noch mal in seine Decke und hörte ,wie seine Mutter das Frühstück vorbereitete. So fand er das Toll. So fühlte er sich geborgen ,was er auch bitter nötig hatte. Er hörte das ,obligatorische ,schnalzen vom öffnen der Küchenschränke ,das Geklapper vom Geschirr und ab und zu auch das fröhliche pfeifen seiner Mutter. Nachdem er eine weile ,das Geschehen ,genossen hatte ,drehte er sich auf dem Absatz um und schaute nach Draußen. Unzufrieden stellte er fest ,daß es noch nicht geschneit hatte ,aber es Würde schneien. Nicht lange und es werden sich Eisblumen ,an den Rändern der Fenster ,bilden. Und der Schnee Würde wieder so hoch auf der Hecke liegen ,daß sie unter dem Gewicht nachgab und der Schnee lautlos runter fiel. Das sah er sich gerne an. Es war allerdings schon Kühl und er zog sich an. Braune Strümpfe ,ein gelbes T-Shirt mit verschieden farbigen Kamelen darauf ,welches er von seinen Brüdern "geborgt" hatte ,eine "Palomyno" Jeans von C & A und seinen Wollpullover. Den hatte seine Mutter gestrickt und er fand ihn toll. Die Kinder fanden ihn überhaupt nicht toll ,obwohl er schöne große Flicken an den Ellenbogen hatte damit diese nicht aufscheuerten.

 

Beim Frühstück fragten sie ihn nicht warum er in der Nacht geschrien hatte ,also verdrängte er den Gedanken an die Nacht erstemal tief in seinem Hinterstübchen. Es gab Toastbrot mit "Nutella". Eigentlich war es kein "Nutella" ,sondern nur Nussnougatcreme vom "Spar" gegenüber ,oder "Pit" vom "Toom" bei dem sie immer Großeinkauf machten. Aber sie schmeckte ihm. Als er fertig war ,kroch er unter dem Küchentisch hindurch ,um nach "Drüben " zu gehen. Nach "Drüben" hieß ,zur Wohnung seiner Brüder ,denn weil seine Eltern Hausmeister waren ,und damit sie auch mit vier Kindern blieben ,bekamen sie eine zweite (billige) Wohnung dazu. Ein weiterer Grund war ,daß sie schlecht zu vermitteln war. Sie hatte keine Küche und sie war sehr Feucht ,weil sie auch im Souterrain und nach hinten raus lag. Man mußte durch einen Kellergang ,er war auf gleicher Ebene mit der Wohnung ,gehen ,wo immer die Mülleimer für das gesamte Haus standen. Der Gang führte ca. drei Meter ,parallel zur Wohnung ,in das Haus hinein ,verlief in einem Knick nach links und gleich wieder rechts. Dort war eine Art Flur ,indem die Mülleimer aufgereiht waren. Von dem Flur ging eine Tür nach links ,sie gehörte zum Schreibwarengeschäft ,eine Tür nach Hinten ,Richtung Straße ,zu einem Keller ,der sich unter der Treppe befand (die zu den richtigen Wohnungen führte) und eine Metalltür nach rechts ,die zum Heizungskeller führte. Der Gang wurde unterbrochen von einem ,ca. zwei mal vier Meter ,ovalen ,Schacht. Hinter dem Schacht befand sich das hintere Treppenhaus ,welches die Leute nur zum Müll wegbringen benutzten. Der Gang verzweigte noch nach rechts ,wo drei kleine Kellerräume auf der rechten und eine Tür auf linken Seite waren. Diese Tür führte zum Garten von der zweiten Wohnung. Durch diesen Kellergang zu gehen war immer sehr schlimm für ihn. Meistens rannte er durch ,um ja nichts zu sehen ,oder zu hören. Denn hier war Es überall.

 


 

Irgendwie lief seine Kindheit wie eine Traumwelt ab. Er war ständig betäubt und nahm Gedanken als schemenhafte Bilder war. Er dachte nicht nach ,sondern ließ sie einfach sprudeln. Er konnte nie richtig zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden. Das führte dazu ,daß er viele Erlebnisse (Träume) nicht richtig verarbeiten konnte. Da war zum Beispiel der Heizungskeller.

Wieder einmal rannte er durch den Kellergang. Sein Blick fiel ,im vorbeilaufen ,auf die Metalltür zum Heizungskeller. Er stoppte sein Lauf und blieb ,mit großen Augen und aufgerissenen Mund ,davor stehen. Seine Mutter hatte ihn mal mit hinein genommen. Der Raum war für ihn riesig und tief ,tiefer als ihre Wohnung. Er war unten im Haus angesiedelt. Gleich hinter der Tür befand sich eine lange Betontreppe ,die nach unten führte. Dort unten befanden sich zwei riesige Boiler mit Torsodicken Rohren ,welche oben in der Decke verschwanden. Es war heiß darin und zwar so heiß ,daß die Luft vor einem flimmerte. Das war auch der Grund ,weswegen seine Mutter in den Heizungskeller ging ,sie hing die Wäsche dort auf. Plötzlich wurde ihm klar ,weshalb er stehengeblieben war. Er hörte Geräusche aus dem Heizungskeller. Ein Scharren und Stöhnen. Dann spürte er Schatten durch sich hindurchgehen. Sie kamen mit langen schweren Schritten von draußen und verschwanden ,irgend etwas schleppend ,in der Tür. Dabei flimmerte die Tür immer auf und sie strahlte zunehmend mehr Hitze aus. Sie wurde nach und nach durchsichtiger ,bis sie ganz verschwand. Er sah wie der gesamte Keller rötlich schimmerte. Unten sah er mehrere Schatten. Er wurde immer naher an das Geschehen herangezogen und sah die Schatten plötzlich um sich herum. Sie waren bedrohlich größer als er selber und er hatte Angst. Plötzlich war er wieder oben ,vor der Tür und was dann Geschah nahm er in seine nächtlichen Alpträume auf. Alles war irgendwie enger ,die Hitze war überall und alles schimmerte rötlich. Der Kellergang sah eher wie eine verlassene Mine aus ,die langsam verglühte. Er bekam kaum noch Luft und er begann zu laufen. Er wußte plötzlich ,daß er ganz tief unten war und nach Oben mußte. Die Gänge verzweigten sich immer mehr. Sie stiegen immer mehr an bis sie steil nach oben gingen und so eng waren ,daß er sich hindurch zwängen mußte. Er bekam immer weniger Luft und seine Besinnung setzte langsam aus.....

Irgendwann später ,erinnerte er sich wieder an dieses Ereignis. Er träumte es wieder und wieder ,bis er sich das gesamte Ereignis ins Gedächnis gerufen hatte. Damit endete zumindestens dieser Alptraum.

 

Drüben angekommen ,klingelte er und hoffte ,daß ihm schnell geöffnet Würde. Er ging gerne hierher ,denn hier war immer etwas los. Es gab viel zu sehen ,besonders am Wochenende. Am besten gefiel ihm ,daß alle nett zu ihm waren ,obwohl sie fast Erwachsene waren. Sie lachten ,sangen und machten Späße und wenn er dabei war ,dann ließen sie ihn alles mitmachen. Die Frauen waren besonders von ihm begeistert. Jedesmal ,wenn sie sich mit irgend jemand gestritten hatten ,nahmen sie ihn in dem Arm und "Knuddelten" ihn trotzig. Das gefiel ihm ,so fühlte er sich geborgen. Die besten Spiele gab es ,wenn die vier Brüder unter sich waren ,oder nur ein zwei Freunde dabei waren. Eines bestand darin ,daß einer einen Mord aufklären sollte. Dazu ging dieser raus und wartete bis er wieder herein durfte. Inzwischen verdunkelten die anderen den Raum und ließen ein Tonband ,die Geschehnisse ,aufnehmen. War der Mord vorbei ,setzten sie sich um und spielten dem "Detektiv" die Aufnahme vor. Anhand der Aufnahme und Fragen an die Beteiligten ,welche teilweise selber nichts wußten (es war ja dunkel) ,mußte er herausbekommen wer ,wen ,wie ermordet hatte. Fragen wie "Warst du der Mörder?" oder "Bist du der Tote?" waren natürlich verboten. Sein großer Bruder fotografierte auch gerne und sie machten mal eine Art Bildergeschichte. Sie handelte von einer Mischung aus "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" und "Nordsee ist Mordsee" ,aber das erkannte er erst später ,weil er die Filme ,bis dahin ,noch nicht gesehen hatte. Eine Szene gefiel ihm besonders. Er war "Hai!" ,oder so ähnlich und dachte ,deswegen er könnte fliegen und sprang vom Dach. Dazu fotografierte sein großer Bruder (Er war nicht nur der Älteste sondern auch der längste von allen.) ihn unten vom hinteren Garten aus ,wie er gerade oben auf dem Dach stand und herunterspringen wollte. Und dann noch mal ,wie er nach dem Sprung tot in der Hecke lag. Oben auf dem Dach hatte er Angst ,denn er stand so nah am Rand ,daß er fallen Würde wenn sein Bruder ihn nicht richtig festgehalten hätte. Aber er war stolz ,daß er mitmachen durfte.

Es hatte ein weile gedauert bis ihm geöffnet wurde und es öffnete ihn sein großer Bruder. Er war nur mit einer verwaschenen und ausgefransten Jeans bekleidet und hatte eine selbst gedrehte Zigarette in der Hand. Nach einem kargen ,aber herzlichen "Morgen!" lächelte er und beide gingen in das große Zimmer ,welches seines war. Sie hockten sich irgendwo hin. Es waren paar Freunde da ,wovon er nur wenige kannte. Sie reagierten kaum ,denn sie lauschten gerade der Musik vom Tonband ("Pink Floyd" mit "Wish you were here part 1-8") und lächelten ganz nett. In der Mitte der Runde standen etliche Flaschen ,mit den verschiedensten alkoholischen Getrunken und ein paar Kola Flaschen ,herum. Er nahm sich eine halb leere Kola Flasche ,leerte sie in einem Zug und endete mit einem langem Rülpser. Einige gucken ihn mit bewunderten Augen an und lachten. Er lachte ebenfalls und ging dann in den Garten.

 


 

Der Garten lag nach hinten raus. Er befand sich ,wie die anderen Gärten ,in einem riesigen Hof der aus einem Quadrat von ca. einhundert Häusern bestand. Die Gärten waren in den verschiedensten Formen ,Größen und Bepflanzungen angelegt und durch Zäune ,Hecken und Büsche getrennt. Des öfteren kletterten sie von einem Garten zum anderen um zu "Ernten". Sie nahmen ihn oft mit ,denn er konnte gut klettern. Er hatte richtige Angst ,daß sie erwischt werden. Genau das machte ihm Spaß. Es kribbelte so schön im Bauch ,wenn sie vorher erzählten ,daß manche Besitzer ihre Hunde auf einem hetzen und ihnen auflauern werden ,um ihnen den Hintern zu versohlen. Dann war es immer sehr spannend. Später unternahm er die Exkursionen selber oder er nahm Freunde mit. Das war auch gut ,aber nicht so toll ,wie mit seinen Brüdern und dessen Freunden. In der linken vorderen Ecke hatte der Garten einen Walnußbaum. Eigentlich gehörte er schon zum nächsten Garten ,aber das war ihm egal. Er sammelte die Walnüsse ,indem er sie gleich aufbrach und aß. Zur Zeit war es eigentlich kein Garten ,eher eine Baustelle ,die eine weile stillgelegt war. Vor ein paar Wochen ging er mit einem Freund auf die Baustelle ,um zu spielen. Dort war auch eine Grube ,welche sie mit einer Spahnholzplatte und mehreren Brettern zur Höhle umfunktioniert hatten. Alte Matratzen ,vom Sperrmüll ,dienten ihnen als Stilmöbel. Da die Baustelle brach lag ,waren sie sehr oft in der Höhle. Das Häuserquadrat war an dieser stelle unterbrochen (das Haus mußte ja erst gebaut werden) und man konnte die kleine Straße sehen ,welche die Hauptstraße kreuzte. Die Höhle war so gehalten ,daß man ,wie aus einem Schützengraben ,Richtung Straße beobachten konnte. Er spähte mal wieder ,als ein Schaufelbagger von der Straße auf die Baustelle bog und auf sie zu gefahren kam. Was nun? Panik! Er machte seinen Freund auf die Gefahr aufmerksam und beide beobachteten den herannahenden Schaufelbagger. Raus konnten sie nicht ,dann Würde man sie sehen und seine Eltern werden "haften". Das hatte er mal auf einem gelben Schild gelesen "BAUSTELLE BETRETEN VERBOTEN ELTREN HAFTEN FšR IHRE KINDER". Und wenn sie drin blieben ,Würde er über sie hinweg fahren ,oder gar Einstürzen. "Oh nein!" Das durfte nicht passieren. Doch ehe einer von ihnen reagierte ,fuhr der Bagger knapp an ihnen vorbei und stoppte. Ihre Haare waren weiß ,von den herabgefallenen Bauschmutz und der Lärm ,vom Motor des Baggers ,war ohrenbetäubend. Der Fahrer schaltete aus und ging ,über ihnen hinweg ,zur Straße und verschwand aus ihrem Blickfeld. Das war ihre Chance. Sie sprangen aus ihrer Höhle heraus und liefen erleichtert weg. Ein halbes Jahr später stand das Haus mit dem dazugehörigen Garten und dort wo die Höhle war hatten sie einen Luftschacht zur Tiefgarage gebaut. Er aß die letzte Walnuß und kletterte kauend wieder zurück.      Um zur Hauptstraße zu kommen ,nahm er einen anderen Weg. er lief an der Zweitwohnung vorbei zur anderen Ecke. Dort befand sich ein kleines Fenster ,welches zum hinteren Treppenhaus führte und zwar dort wo der Kellergang endete. Er schlängelte sich hindurch und sprang nach unten. Dann ging er bis zum Hausschacht bis er die große Pfütze entdeckte ,welche die Folge vom nächtlichen Regenschauer war. Er nahm ein wenig Anlauf und sprang Überweg als sei es der Grand Canion. Er lief zur Hauptstraße und stellte sich auf den linken Betonvorsprung ,der sich an der Treppe zu den "richtigen" Wohnungen befand. Er schaute die Straße entlang ,wobei sein Blick auf das SPAR Geschäft gerichtet war und fing an sich zu erinnern.

 

Auf Höhe des SPAR Geschäftes ,auf seiner Seite ,befand sich ,längere Zeit ,ein Friseurgeschäft. Es wurde von einer Familie betrieben ,die auch dort wohnte. Sie hatten ein Jungen in seinem Alter und so blieb es nicht aus ,daß sie des öfteren miteinander spielten. Zu diesem Haus gehörte auch ein Garten ,der sich natürlich auch dahinter befand. Man kam aber nur hin ,wenn man durch einen Kellergang ging. Der Eingang war an der Hauptstraße ,unter dem Haus hindurch. Es führte eine Treppe ca. zweieinhalb Meter steil nach unten und ,oben auf dem Bürgersteig ,war ein Geländer ,damit man nicht hinein stürzte. Auf der rechten Seite des Kellerganges ,befanden sich mehrere Holztüren ,welche zu den Kellern führten. Jedesmal ,wenn sie an der ersten Tür vorbeikamen ,hörte er Geräusche dahinter. Ihn überkam immer wieder eine beklemmende Angst und er war froh daran vorbeizukommen. Das konnte er verkraften ,denn es gab mehrere solche Orte für ihn. Doch ein Tag brachte ihn bitter aus dem Gleichgewicht. Er kam gerade von der Schule ,als er seinen Freund auf dem Geländer hängen sah. Sein Freund bemerkte ihn nicht gleich ,weil er gespannt nach unten schaute. Er schaute gezielt nicht nach unten und fragte. "Was ist denn los?" "Mein Vater vertreibt gerade etwas aus dem Keller!" "Woraus?" "Aus dem ersten Keller vorne an!" Sein Atem stockte ihm ,daß er rot wurde ,aber nicht aus Scham ,sondern vor Erregung und Angst. Er hatte Angst ,daß seine Vorstellungen jetzt Real werden könnten. Sein Freund vervollständigte "Mein Vater hat etwas ,im Keller ,gehört und jetzt holt er es heraus." "Achso?!" Er tat gleichgültig ,aber zitterte am ganzen Körper. Plötzlich hörte er den Vater aufschreien. Darauf folgten fauchende ,zischende Geräusche. Er konnte hören ,wie der Vater mit einem Holzknüppel um sich schlug. Er schaute gerade die Treppe hinab ,als gerade ein Manns großer Schatten aus dem Keller kam und Richtung Garten floh. Er erkannte Es und wußte jetzt ,daß Es nicht nur bei ihm Zuhause war. Was für ihn am wichtigsten war ,Es wurde auch von anderen Wahrgenommen. Diese Erkenntnis tröstete ihn aber nicht besonders ,denn er wußte jetzt. überall wo Tageslicht nicht hinkam konnte Es sein und davor fürchtete er mehr als jemals zuvor.

 


 

"Hatten sie nicht eben darüber gesprochen Fußball zu spielen? Ja! Ich habe es genau gehört. Nach dem Mittag. Jetzt muß ich schlau sein. Ich brauche nur in den Park rübergehen und zu warten. Wenn sie dann kommen ,um zu spielen ,bin ich schon da und sie lassen mich vielleicht mitspielen. Wenn ich jetzt frage ,dann werden sie wieder ,mit mir ,nach Vorne gehen und sie werden mich in den Flur schubsen und rufen ,daß ich lieber drinnen spielen möchte. Mama Würde mich dann verständnislos angucken und ginge dann wieder zum Kochen ,oder Putzen ,denn sie ist Hausfrau ,was das auch immer bedeuten mag. Also muß ich jetzt gehen." Siegessicher und mit einem Lächeln lief er in seinen Park und verschwand sofort in der Baumkrone ,seines Baumes. Er schaute von dort auf den Rasen ,auf dem sie spielen werden und verharrte. Sie werden ihre Jacken ausziehen und damit die Tore bauen. Sie werden sich in zwei Gruppen teilen und anfangen. Er stellte sich gerade vor ,wie einer von ihnen ein Tor schoß ,als sich ,seine Vorstellung mit der Realität vermischte. Es dauerte eine weile bis er begriff ,daß es real war ,was er sah. Dann kletterte er mit ,hunderte mal geübten Bewegungen und Handgriffen ,nach unten und lief naher heran. Er wußte ,daß er nur warten mußte und sie werden ihn auffordern mitzuspielen.

 

"Toben ist das Größte!" ,dachte er und ließ sich ,mit einem Bauchklatscher ,in den Haufen ,bestehend aus Matratzen und Bettdecken ,fallen. Sie waren Drüben (in der Zweitwohnung) und sie waren unter sich. Sie spielten den "Todessprung" und sie spielten ihn oft. Dazu schleppten sie alle Matratzen und Bettdecken in den Flur und machten daraus einen großen Haufen (Wasser). Aus einem Tisch und einem Stuhl bauten sie den Turm (die Klippe). Dann war es soweit. Die 75 Watt Glühbirne ,der Flurlampe ,blendete und wärmte ihn. Er fühlte sich ,wie im Rampenlicht. Langsam ging er in die Knie ,um die Schlucht ,bestehend aus nicht gepolstertem Flurboden ,zu überspringen. Dann sprang er ,mit dem Sprung ,welchen er schon in der Küche geprobt hatte ,dem Licht entgegen und hoffte ,daß er das Wasser (die Matratzen und Bettdecken) erreichte ,denn nach jedem Durchgang entfernten sie den Haufen immer mehr (es war der Dritte). Er flog durch die Luft und es kam ihn wie eine Ewigkeit vor. Er wurde aus seinem Traum gerufen ,als ihn ein Blitz erhellte. Der Blitz vom Fotoapparat seines "großen" Bruders. Dann versank er ,wie der Kuschelweichbär ,mit einem Federn ,im Haufen. Er schaute auf und blickte in die Runde und alle ,einschließlich er selber ,lachten. Sie freuten sich zusammen zu sein und Brüder zu sein. Die Freude über das Zusammensein hörte nie auf ,aber das Zusammensein wurde immer seltener.

 

Schnee ! Er hockte in seinem Bett und sah nach Draußen. Das Rasenstück war weiß und die Hecke konnte er fast nicht mehr sehen. Dicke Schneeflocken fielen herab und die Stille gefiel ihm. Seine Fenster waren ,an den Seiten ,leicht beschlagen. An der unteren Kannte bildeten sich kleine Tropfen von der durchdringenden Feuchtigkeit. Jetzt fühlte er sich geborgen. Es waren Winterferien und er freute sich schon auf den zugefrorenen Kanal ,den Duft von Gebäck und die Weihnachtslieder ,in den Kaufhäusern. Er freute sich auch ,daß ein Teil der Dunkelheit ,dem Schnee weichen mußte. Dort wo Schnee lag war es hell. Dort hatte Dunkelheit keine Chance. "Hoffentlich bleibt er liegen!" ,dachte er sich ,denn es gab nichts schlimmeres für ihn ,als daß der Schnee schmolz und die Dunkelheit wieder kam. Er sprang aus seinem Bett und zog sich seine grüne Thermo Latzhose an und darüber zwei Pullover (dann brauchte er keine Jacke anziehen) und wickelte sich seinem Schal um. Nachdem er seine Handschuhe fand ,schoß er aus seinem Zimmer ,durch die Küche und in den Flur. Dort holte er seine Stiefel ,aus dem weißen Schuhschrank ,heraus und zog sie an. erst jetzt bemerkte er wie dunkel es in der Wohnung war. Draußen dämmerte es noch. Schnell ergriff er seine Handschuhe und verschwand nach Draußen. Zielstrebig lief er auf die Brücke zu und schaute auf das Wasser. Traurig stellte er fest ,daß der Kanal noch nicht zugefroren war und lief weiter in den Park. Dort stellte er sich inmitten seines Parks und schaute sich ,langsam drehend ,um. Er streckte die Zunge raus ,um nach Schneeflocken zu haschen. Er mußte jetzt warten bis er Nachhause konnte ,weil er keinen Schlüssel hatte und so beschloß er einen Schneemann zu bauen. Inzwischen war es heller geworden und seine Eltern werden wach sein. Einen Augenblick betrachtete er seinen Schneemann und zertrat ihn dann zu einem Haufen ,denn später ,wenn er wieder kam ,währe er eh kaputt ,also machte er es lieber selber. In Gedanken schon am Weihnachtsabend verschwand er aus dem Park und ging nach Hause.

 

Er hatte noch viele Erlebnisse ,Träume und Gedanken. Er hatte auch oft noch Angst ,aber irgendwann wurden die Alpträume weniger und die Angst ,damit auch "ES" ,wurde ganz tief in ihm Begraben. Er änderte sich nicht ,aber seine Umwelt. Er ließ schließlich alles mit sich geschehen ,bis zu dem Tage an dem er diese Geschichte ,seine Geschichte ,niederschrieb. Er wußte plötzlich ,daß es nicht seine einzige bleiben Würde. Aber es Würde die einzige Geschichte sein ,in der die Welt für ihn in Ordnung ist.

Jetzt bleibt nur noch zu sagen daß das Schönste auf der Welt ist ,wenn man ein Platz hat wo man hingehört und eine Familie ,in der man sich geborgen fühlt.

An dieser Stelle danke ich meinen Eltern und meinen Brüdern für alles was sie für mich getan haben und daß sie immer für mich da waren ,auch wenn sie mich selten verstanden haben........

                                gez. KLB (c)

                                oder auch "Heimück"