Frei sein !

                                     Das Leben

                                     Seit Anbeginn der Zeit

                                     ein immer nur abfließender

                                     Strom.

                                     Sollten wir uns nicht mit-

                                     reißen lassen ,anstatt gegen

                                     diesen Strom zu kämpfen ?

                                             KLB(c) der Autor

In nördlichen Gefilden selten ,aber hier und jetzt vorhanden ,schaue ich auf ein rötlich schimmernden Himmel. Die gelb rosa leuchtende Scheibe ,auch Sonne genannt ,liegt auf dem Wasser wie ein platter Reifen ,der zerstochen ,auf dem Asphalt. Das Glitzern des sonst schwarzen Gewässer erinnert an das Funkeln einer Wunderkerze hinter leicht gebrochenem Glas. An meiner Vorderseite gewärmt durch die untergehende Sonne ,wie am abendlichen Kamin ,sogleich mir friert am Heck ,durch die hereinbrechende Nacht. Kein Lufthauch ,kein Geräusch stört diese Stille und ich kann ,eines der noch nicht zerstörten ,Wunder dieser Erde genießen wie nie zuvor. Viele schlimme Dinge begleiteten meinen Weg ,doch hier und jetzt schweben nur die Schönen Dinge meines Lebens vor meinem geistigen Auge und vermischen sich mit dem rötlich gefärbten Panorama. Im Schneidersitz und die Arme ,mit den Handflächen nach oben ,auf die Knie abgelegt verweile ich nun hier. Die Folge meiner letzten Tat breitet sich vor mir aus ,wie der immer herabfließende Strom des Lebens. Den starren Blick geradeaus erkenne ich doch ,in den Augenwinkeln ,das hereinbrechen der Nacht. Nur noch erkennbar ,das Funkeln auf dem Wasser hat die Nacht ,meine Nacht mich fast umschlossen. Ich fühle mich freier den je ,während mein Leben herabfließt und in diese Welt sickert. Schmerzfrei und voller Wonne erlischt alles Licht und die Nacht umschließt mich zur totalen ,aber geborgenen Dunkelheit. Mein letzter Zweifel und die Welt ,welche mich erschaffen ,nimmt mich in sich auf. Ich bin jetzt frei ,endlich und vollkommen frei.

Der Mensch ,der er war ,sackt als lebloser ,blutleerer Körper zusammen und bildet nur noch einen unbedeutenden Hügel in der umnachteten Landschaft. Die aufgestellte Videokamera beendete die Aufnahme ,Weil die Kassette am Ende war. Bevor auch die Kassette völlig verrottet war ,fand ich diese in einem verrosteten Metallgehäuse ,welches einmal eine Kamera war. Der Mensch ,nur noch an einer unbedeutenden Erhebung auf dem Rasenstück zu erkennen ,entging mir ,bis ich die Aufnahme sah.

                                                   KLB(c)1994